Bienenwinterthur Bezirk Winterthur

Gleich drei aktuelle Studien belegen das Neonicotinoid-Desaster

<< Zurück Montag den 03.07.2017

Das Wissenschaftsmagazin "Science" veröffentlichte in diesen Tagen gleich drei Studien, die die Wirkung von Neonicotinoiden auf Bienen zum Inhalt haben.
Diese Studien bestätigen noch einmal klar, dass diese neuartigen Pestizide die Gesundheit von Bienen beeinträchtigen und können auch teilweise frühere Kritiken an den ersten Studien ausräumen, dass dort keine realistischen Umweltkonzentrationen der Gifte zu Grunde gelegt oder mögliche andere Umweltbedingungen nicht berücksichtigt worden seien.

 
Foto: Pixabay

Der gemeinsame Tenor dieser Studien ist unter anderem, dass schon geringe Dosen dieser neuartigen Pestizide Bienen klar schaden.

Neonicotinoid-Pestizide sind in Kombination mit anderen Stoffen besonders schädlich

An kanadischen Maisfeldern haben die Forscher der Universität von Ottawa die Langzeit-Giftigkeit von Neonicotinoiden auf Bienenvölker untersucht. Die Sterblichkeit der Arbeiterinnen nahm genauso zu wie die Häufigkeit, in der Königinnen starben.
Ausserdem konnten die Forscher nachweisen, dass die Kombination von modernen Pestiziden (Neonicotinoiden) und Fungiziden (Anti-Pilz-Mitteln) die akute Giftwirkung der Pestizide auf Bienen verdoppeln. Zudem lässt die Stockhygiene der Bienenvölker dadurch nach, was weitere, negative Auswirkungen auf die Gesunderhaltung der Bienen nach sich zieht.

Gerade an solchen Kombinationsstudien fehlt es bislang noch am Dringendsten. Jeder Hersteller muss für die Zulassung nur nachweisen, welche Wirkung sein eigenes Produkt auf die Umwelt hat. In der Praxis kommen aber unterschiedlichste Kombinationen von Stoffen aus verschiedenen Produkten vor, und diese kumulative Schadwirkung von Stoffen ist bis jetzt noch zu wenig belegt.

Pestizide sind länger wirksam als bisher angenommen

Ein internationales Team von Wissenschaftlern verschiedener Einrichtungen publizierte ebenfalls in "Science" die Auswirkungen von Neonicotinoid-behandelten Pflanzen auf drei Bienenarten in drei unterschiedlichen Ländern (Ungarn, Deutschland, Vereinigtes Königreich).
Die Auswirkungen auf Honigbienen zeigten sich besonders während der Blütezeiten der Pflanzen. Die ungarischen Untersuchungen zeigten negative Auswirkungen auf Honigbienen, die sich stark negativ auch auf die Überwinterungsfähigkeit der Völker auswirkten. Betroffene Völker waren z.B. im Durchschnitt im Frühjahr kleiner als die der Kontrollgruppe.

Die schädlichen Effekte sind vor allem auch über längere Zeit wirksam als man bisher annahm. In der Nähe von Maisfeldern sind Bienen bis zu vier Monate lang der Wirkung von Insektiziden ausgesetzt, wie die Studie der Forscher zweier kanadischer Universitäten (Toronto und Quebec) zeigt. Bienen waren also den grössten Teil ihrer Sammelsaison davon betroffen. Diese Tatsache wird vor allem auf eine längere Wirksamkeit sogar in den Pollen ursprünglich gar nicht behandelter Pflanzen zurückgeführt.
Die beobachteten Auswirkungen reichten von erhöhter Sterbilichkeit bei Arbeitsbienen bis zum häufigerem Ausfall von Königinnen.

Die Studien können für sich reklamieren, wieder etwas mehr Klarheit in die Schädlichkeitsdiskussion von Neonicotinoiden zu bringen.
Ob das einen neuen Tonfall in die wieder entfachte politische Diskussion um das Verbot der Stoffe bringen wird, muss sich noch zeigen. Gerade Syngenta und Bayer scheinen bei der EU mit selbst in Auftrag gegebenen Studien in letzer Zeit an Boden zu gewinnen.


Mehr dazu...

- A cocktail of poisons (Science Magazine, Jg. 356, Ausgabe 6345, 2017, pp 1331-1332)

- Country-specific effects of neonicotinoid pesticides on honey bees and wild bees (Science Magazine, Jg. 356, Ausgabe 6345, 2017, pp 1393-1395)

- Chronic exposure to neonicotinoids reduces honey bee health near corn crops (Science Magazine, Jg. 356, Ausgabe 6345, 2017, pp 1395-1397)