Bienenwinterthur Bezirk Winterthur

Aargau baut Vorbildfunktion im Bienenschutz weiter aus

<< Zurück Dienstag den 11.07.2017

Mit dem kantonalen Ressourcenprogramm "Bienenfreundliche Landwirtschaft" beweist das Aargau einmal mehr, dass es ihm mit dem Bienenschutz ernst ist.
Die Projekte des Programms setzen an wichtigen Hebeln an und bringen Landwirte und Bienenzüchter ins Gespräch.

 
Foto: Rapsfeld mit Wald (BV Aargau)


Der Kanton Aargau hat sich bereits mit dem Vorgängerprogramm "Labiola" als bienenfreundlicher Kanton positioniert. Dort ging es um Massnahmen wie den Verzicht auf Mähaufbereiter, die Gestaltung von Rückzugsstreifen, Brachen und strukturreichen Weiden, und den gestaffelten Schnitt von Wiesen.
Landwirte sind längst nicht mehr so häufig auch Bienenzüchter in Personalunion. Deshalb fielen seit Jahren die Interessen beider Gruppen immer wieder auseinander, was sich auch in einer gestörten Kommunikation äusserte.
Das aktuelle Ressourcenprojekt "Bienenfreundliche Landwirtschaft" (1917-2022) schliesst jetzt gezielt Lücken im Bienenschutz.

Finanzen für sechs Jahre

Die verplanten Finanzmittel von 5.3 Mio. Fr. trägt zu knapp 80% der Bund, und der Kanton Aargau hat gut 20% der Projektmittel aus dem Swisslos-Fonds gut gesprochen.
Einer der wichtigsten Anliegen des Projektes ist es, Anlässe für gegenseitige Kommunikation zwischen Landwirten und Imkern zu schaffen, um das gegenseitige Verständnis zu fördern.

Landwirtschaftliche Betriebe, die am Programm teilnehmen wollen, müssen sich ernsthaft engagieren, denn es müssen neun Grundmassnahmen und mindestens eine von zehn
Einzelmassnahmen umgesetzt UND verstanden werden.
So soll beispielsweise klar werden, wie viele Bienenverluste man bei entsprechender Mähtechnik oder verschiedenen Schnittzeitpunkten in Kauf nimmt und was man tun kann, um Bienenverluste zu minimieren. Beim Einsatz von Pflanzenschutzmittel sollen Techniken verwendet werden, die eine grosse Verbreitung (Abdrift) der Chemikalien vermeiden, und auf bestimmte Behandlungen wie z.B. die Sklerotiniabehandlung bei Raps gilt es zu verzichten. Für die Umsetzung der Grundmassnahmen erhält der Landwirt eine jährliche, pauschale Betriebsentschädigung.

Extrabeträge können Landwirte beziehen, wenn sie aus einem Katalog von Einzelmassnahmen mindestens eine umsetzen. Diese Massnahmen kommen zum Teil auch Wildbienen zu Gute. Zur Wahl stehen z.B.
- im Sommer auf Wiesen lässt er den
Klee blühen,
- im Getreidebau verzichtet er vollständig auf Pflanzenschutzmittel,
- im Obstbau optimiert er den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln,
- er lässt Brachen mit höherem Blütenangebot für Wildbienen stehen,
- er pflegt Rebflächen mit natürlicher Artenvielfalt und offenem Boden,
- er legt Kleinstrukturen (z.B. Tothölzer) oder Sandhaufen an.

Die komplexen Anforderungen des Programms hängen die Latte für teilnehmende Betriebe hoch. Trotzdem haben sich im ersten Jahr mit 250 Betrieben bereits mehr Landwirte angemeldet als erhofft.

Zukunftsgerichtetes Rollenmodell für Kantonalverbände

Der Verband Aargauischer Bienenzüchtervereine führt in diesem Jahr mehrere Informationsveranstaltungen zum Thema "Schnittechnik und Schnittzeitpunkt" und die Auswirkungen auf Bienenverluste durch. Er zeigt dadurch im Aargauer Projekt ein interessantes, neues Rollenmodell für einen Bienenzüchter-Kantonalverband, das gerne Schule machen kann:
Die Kantonalverbände sollten sich
grundsätzlich stärker in der Kommunikation mit betroffenen Gruppen und in der Öffentlichkeitsarbeit engagieren, anstatt zu viele Ressourcen in der Selbstverwaltung zu verwenden.

Imker im Aargau können sich übrigens ebenfalls zum Programm anmelden, wenn Sie mit dem Goldsiegel von Apisuisse zertifiziert sind und sich damit ausdrücklich zu einer überdurchschnittlichen Honigqualität und artgerechter Bienenhaltung bekennen.

Wenn im Jahr 2022 das Programm ausläuft, bleibt zu wünschen übrig, dass Bauern und Imker auch weiterhin miteinander sprechen.
Angesichts der vielfältigen und komplexen Probleme, die beide Professionen und die Nahrungsmittelversorgung bedrohen, können wir alle es uns nicht mehr leisten, nebeneinander her, geschweige denn gegen einander zu arbeiten.


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