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Wahr oder nicht wahr? Honigbienen sind die Wichtigsten Bestäuber

<< Zurück Dienstag den 20.02.2018

Auch Wissenschaftler sind sich nicht immer einig. Das zeigen eindrücklich die höchst unterschiedlichen Interpretationen einer kürzlich erschienenen Studie zur Bedeutung von Bienen bei der Pflanzenbestäubung.

 
Foto: Pixabay - Bienen an Weidenkätzchen: Bald ist es wieder soweit!

Bienen sind die bedeutendsten Bestäuber!

Eine bislang einzigartige Studie, die erst im Januar im renommierten Wissenschaftsjournal "Proceedings of the Royal Society, B" publiziert wurde, hat erstmals durch die Auswertung weltweiter Daten von natürlichen Bestäubungsumgebungen bestätigt, dass Apis Mellifera, unsere Honigbiene, eines der fleissigsten bestäubenden Insekten überhaupt ist.
Die Honigbiene besucht fleissiger unter milden und gleichmässigen klimatischen Bedingungen. Trotzdem kann die Honigbiene die Bestäubungsarbeit nicht ganz alleine erledigen, denn auf 49% der Pflanzenspezies wurden gar keine Honigbienenbesuche registriert. Sie müssen dann auf andere Arten bestäubt werden.

Diese Erkenntnisse wurden von vielen Wissenschaftsjournalisten so verstanden und publiziert, wie es auch der Studienleiter sagte:
            "Honeybees are ... currently the most successful pollinators in the world"
             (Keng-Lou James Hung, Studienleiter an der University of California, San Diego, Division of Biological Sciences)

Es gibt keinen wirklichen Nachweis dafür, dass Bienen so wichtig für die Bestäubung sind

Doch es gibt Widerspruch

Dr. Manu Saunders, ein Ökologe an der University of New England (UNE) in Australien schreibt dort den Blog "Ecology is not a dirty word".
Er geht dort auf die obige Studie ein und sagt, sie zeige lediglich, dass Honigbienen in den 80 untersuchten Bestäubungsregionen als die häufigsten Blütenbesucher identifiziert wurden. Das bedeute noch nicht, dass die Honigbiene weltweit von so grosser Bedeutung für die Bestäubung sei.

            "This study does not show that European honey bees are the most important pollinator worldwide".
             (Dr. Manu Saunders, Ökologe, UNE)

Er führt verschiedene Argumente an, die ihn zu dem Schluss kommen lassen, die Ergebnisse der durchgeführten Studie seien quasi überinterpretiert worden.
Für eine einzelne Spezies sei es ökologisch unmöglich, der "wichtigste Bestäuber weltweit" zu sein, über alle Klimazonen, Ökosystem, Pflanzenarten hinweg.

Und nun?

Das ist Wissenschaft. Da werden objektive Untersuchungsverfahren auf messbare Kriterien angewendet, und am Ende weiss man trotzdem nicht weiter.
Natürlich ist es problematisch, aus Ergebnissen von 80 "Versuchsregionen" eine Aussage über die gesamte Welt zu trefen.

Das ist aber ein Fehler, wie er nicht nur im Wissenschaftssystem immer wieder vorkommt.
Auch dort ist die öffentliche Aufmerksamkeit eine der wichtigsten Währungen, und dieser "Gackerzwang" verleitet öfter zu lauterem "Gackern" als die Grösse des Eis das rechtfertigt.


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An der Studie hat auch der Ökologe Matthias Albrecht von Agroscope als Co-Autor teilgenommen.


Mehr dazu...
- Originalartikel, Proceedings of the Royal Society B, 10.1.2018 (Englisch)

- Blogartikel von Dr. Manu Saunders, 11.1.2018