Bienenwinterthur Bezirk Winterthur

Mit moderner Bilderkennung zum Varroa-Befallsgrad

<< Zurück Montag den 23.04.2018

Eine originelle neue Lösung, den Varroabefall von Bienenvölkern festzustellen, kommt aus Schweden: Wird moderne Technik Bienenzüchtern bald die Arbeit erleichtern?

Video: BeeScanning

Die Varroa ist überall

Es gibt inzwischen fast keine Bienenvölker mehr, die völlig ohne Varroabefall leben. Der Befall mit Varroamilben gefährdet aber die Gesundheit und sogar die Existenz von Bienen umso stärker, je mehr Varroa-Milben sich in einem Bienenvolk befinden.
Behandlungen "auf Vorrat" verbieten sich, da auch die meisten gängigen Behandlungsmethoden eine starke Belastung für die Bienen darstellen.
Es ist also enorm wichtig für Bienenzüchter, den richtigen Zeitpunkt zu erkennen, zu dem es sinnvoll ist, eine Behandlung gegen die Varroa durchzuführen.
Um den Befallsgrad der Bienenvölker festzustellen, gab es bisher schon mehrere verbreitete Methoden, die eines gemeinsam haben: Sie sind allesamt zeit- oder materialaufwendig und nicht besonders genau.

Varroa erkennen lassen

2017 haben sich deshalb Bienenzüchter und Softwarespezialisten in Schweden unter Leitung des erfahrenen Grossimkers Bjorn Lagerman zusammengeschlossen, um sich dem Varroaproblem einmal von einer ganz anderen Seite zu nähern. Ihre Frage war dieselbe, die Tausende Bienenzüchter weltweit bewegt:
"Wie kann ich den Befallsgrad meiner Bienenvölker zuverlässig und mit nicht allzu hohem Aufwand feststellen, damit ich weiss, wann eine Behandlung gegen die Varroa angezeigt ist?"
 
Die Gruppe hat 2017 eine höchst erfolgreiche Crowdfunding-Kampagne ins Leben gerufen, mit der sie die Entwicklung ihrer Idee vorangetrieben haben.
Sie haben mittlerweile eine Lösung entwickelt, die ausgefallen und modern gleichermassen ist, und die jetzt erstmals von einer grösseren Zahl an Imkern getestet werden kann.

Neuer Ansatz mit intelligenter Software

Lagerman, der seit über 45 Jahren Imker ist, hatte die Idee für diese App, nachdem er Bilder von seinen Völkern aufgenommen hatte, um die Legeleistung von Königinnen zu vergleichen. Immer öfter fielen ihm dabei Varroen an seinen Bienen auf und er überlegte, diese zu zählen. Dabei kam ihm die Idee, dass eine Bilderkennungs-Software diese Zählung viel rascher leisten könnte.

Er rief ein Team von Forschern und Softwareingenieuren zusammen, um eine (äusserst erfolgreiche) Crowdfunding-Kampagne ins Leben zu rufen. (Kickstarter)
Und schliesslich entstand daraus die App "BeeScanning" (Android, Apple)

Auch künstliche Intelligenz zur Bilderkennung muss "lernen", um immer bessere Erkennungsergebnisse erzielen zu können. Im BeeScanning Projekt haben die Entwickler zunächst die wahrscheinlich grösste Datenbank an Bienenbildern gesammelt, mit der sie ihre Bilderkennung trainierten. Bienenzüchter haben dafür Tausende Bilder ihrer eigenen Bienen hochgeladen, damit das System verbessert werden konnte. Sie haben selbst Varroabefall oder dessen Kennzeichen auf den Bildern markiert: Sichtbare Varroamilben, verkrüppelte Bienenflügel usw.

So funktioniert die App

Mit der Kamera eines Smartphones nimmt man Bilder von den Brutwaben seiner Bienenvölker auf. Die in der App eingebaute Künstliche Intelligenz kann auf diesen Bildern Varroen und deren Kennzeichen erkennen und berechnet den Befallsgrad des Volkes. Die Idee hinter der Technik ist, dass die Software den richtigen Zeitpunkt empfehlen kann, eine Behandlung durchzuführen.

Gegenwärtig konzentrieren sich die Entwickler der App darauf, die Bilderkennung weiter zu verbessern und zu kalibrieren. Durch Hunderte herkömmlicher Kontrollmessungen wird die Lernleistung der Software verbessert, damit die Empfehlungen der künstlichen Intelligenz immer realistischer ausfallen.

Fazit

Die Möglichkeiten sind faszinierend: Wenn "BeeScanning" zuverlässig den Varroa-Befallsgrad eines Bienenvolkes anzeigt, ist es möglich, systematisch varroaresistentere Völker für die Weiterzucht zu auszuwählen.
Neben Varroen kann das System natürlich auch den Sitz einer Königin anzeigen, ohne lange suchen zu müssen (was mir persönlich sehr entgegenkommen würde).

Noch liegen mir selbst keine praktischen Erkenntnisse zur Brauchbarkeit der Technik vor.
Zurzeit befindet sich das Programm noch im Beta-Stadium, ist also wahrscheinlich noch nicht voll praxistauglich. Ich habe mir trotzdem vorgenommen, die App in nächster Zeit zu testen und eigene Messungen vorzunehmen. Zum richtigen Zeitpunkt möchte ich erneut über die App berichten und meine Erfahrungen zusammenfassen.

Mehr dazu…
- Projekt-Homepage "BeeScanning"
- "Kickstarter" Crowdfunding-Kampagne für "BeeScanning"