Bienenwinterthur Bezirk Winterthur

Ein Bienenzentrum in Winterthur

<< Zurück Sonntag den 18.09.2022

 

1. Wozu ein Bienenzentrum in Winterthur?
Unser Verein – gegründet 1885 – ist mit über 150 Mitgliedern einer der stattlichen und mit seinen bald 140 Jahren auch einer der älteren Imkervereine. Er ist Mitglied des Kantonalverbandes sowie eine Sektion von Bienen Schweiz.

Zu seinen Aufgaben gehört das Fördern der Qualität der imkerlichen Arbeit, der Unterstützung seiner Mitglieder, der Pflege der Gemeinschaft. Nach aussen ist er Anlaufstelle für institutionelle oder zivilgesellschaftliche Anliegen im Zusammenhang mit Honigbienen und Wildbienen. So sind Imkerinnen und Imker immer wieder gefragt, etwa Schulklassen in die geheimnisvolle Welt der Bienen einzuführen.

Um seine Aufgaben in einer zeitgemässen Form wahrnehmen und weiterentwickeln zu können, fehlt eine geeignete Infrastruktur. Den Mitgliedern unseres Vereins und dem Vorstand fehlt ein Ort, wo sie direkten und spontanen Zugang hätten. Es fehlt ein Ort, wo Schulklassen oder andere Besuchergruppen empfangen werden könnten. Es fehlt eine Plattform, von der aus der Verein für die Werte der Bienen und Wildbienen eintreten könnte.

2. Erkundungen
Wie begegnen andere Imkervereine diesen Anliegen? Der Vorstand hat verschiedene Lösungswege erkundet. Übers Internet, über Präsentationen auf den Homepages der Vereine. Konkret steht er im Kontakt mit dem Schau- und Lehrbienenstand in Kaltbrunn. Und am 4. September hat er das Didaktische Bienenzentrum St. Gallen (Mörschwil) besucht und sich ins Konzept dieses Ortes einführen lassen.

Kaltbrunn
Der Imkerverein Kaltbrunn hat in Partnerschaft mit einer Stiftung eine Scheune zu einem Schau- und Lehrbienenstand umgebaut (https://bienenfreundeamsee.ch/schau-lehrbienenstand/). Das Gebäude umfasst den eigentlichen Bienenstand, einen Schulungsraum, einen grosszügigen Raum für Vereinsanlässe, einen Schleuderraum, einen Lagerraum für Vereinsmaterial, einen Wildbienenstand sowie einen ausserordentlich gestalteten Aussenraum mit bienenfreundlicher Bepflanzung (s. Abb. 1 – 3 im Anhang).

St. Gallen
Auch der Imkerverein St. Gallen und Region hat sein Didaktisches Bienenzentrum in Partnerschaft mit einer andern Institution in Mörschwil entwickelt, einer Privatschule, auf deren Grundstück das Zentrum erstellt werden konnte (https://bienen-werte.ch). Der Lehrbienenstand umfasst einen Pavillon für die Imkerei mit dem Schweizerkasten, einen für die Magazin-Imkerei und einen für das Zeidlerhandwerk. Ein Schulungs- und Experimentierraum konnte im Gebäude der Mission eingerichtet werden, ebenso ein Schleuderraum sowie eine Anlage zur Wachsverarbeitung. Wie es der Name sagt, legt dieses Zentrum den Akzent nebst der vereinsinternen Förderung des Imkerhandwerks klar auf die Vermittlung imkerlichen Wissens und der Bedeutung der Bienen insgesamt in der Öffentlichkeit (s. Abb. 4 – 7 im Anhang).

Fazit
Wenn unser Verein den Anschluss an den gegenwärtigen und sich abzeichnenden künftigen Entwicklungsstand in der Imkerlandschaft finden will, so können die im Rahmen bisheriger Erkundungen gewonnenen Erkenntnisse richtungweisend sein. Um den speziellen Herausforderungen und künftigen Entwicklungen gewachsen zu sein und um ein deutliches Profil nach innen und nach aussen zu entwickeln, bedarf unser Verein einer angemessenen, öffentlich wirksamen Infrastruktur. Winterthur als «Gartenstadt» böte sich für ein Bienenzentrum geradezu an.

3. Winterthur als Gartenstadt
Winterthur ist eine aufstrebende Stadt mit bald 120'000 Einwohnern. Nach wie vor gilt sie mit ihren Parkanlagen, den umliegenden Wäldern und dem reichen Baumbestand als «einzigartige Gartenstadt», als eine grüne Stadt, zudem als «die waldreichste Stadt der Schweiz». Stadtgrün Winterthur unterstützt dieses Image mit der Förderung einer an der Biodiversität orientierten Bepflanzung der städtischen Grundflächen (Schulanlagen, Strassenräume etc.).

Der Bienenzüchterverein Winterthur und Umgebung nimmt diese Naturverbundenheit der Stadt wahr. Er sieht sich selber als Teil einer Entwicklung, die sich den Fragen rund um die Biodiversität stellt. Er ist dabei insbesondere besorgt über den Druck, den die sich rasch verändernde Umwelt auf die gesamte Insektenwelt, und damit auch auf die Wildbienen und die Honigbienen ausübt.

4. Ideen brauchen einen Ort
Dies bestätigen die aus dem Erkunden bestehender Bienenzentren gewonnenen Eindrücke. Dabei gehen die Ansprüche an einen solchen Ort in drei Richtungen:
  • Ein Bienenzentrum wirkt nach innen. Ideen brauchen einen Ort, mit dem sie verbunden sind, ein Zuhause, wo sie sich im freien Austausch der Mitglieder unseres Vereins entfalten, wo sie festgemacht und verbindlich werden können. Ein solcher Ort bietet Raum für regelmässigen Austausch, für Bildungsveranstaltungen und Schwerpunktsetzungen.
  • Ein Bienenzentrum wirkt nach aussen. Ein didaktisches Zentrum (so fasst es St. Gallen zusammen) eignet sich für Schulklassen, Gruppenbesuche, Auseinandersetzung mit Zeitfragen (Honigbiene vs. Wildbienen als Beispiel). Ein Bienenzentrum engagiert sich im Austausch mit der Öffentlichkeit, auf dem Hintergrund wissenschaftlicher Erkenntnisse sowie eigener Erfahrungen und Beobachtungen: Es setzt sich mit seinen Möglichkeiten im öffentlichen Raum ein für Biodiversität. Für Öffentlichkeitsarbeit im weiteren Sinn.
  • Ein Bienenzentrum ist Atelier, Werkstatt, Gemeinschaftsort: Es enthält die Infrastruktur für die Bienenhaltung, die Bienenzucht, die Honigverarbeitung, für Lagermöglichkeit von Anschauungsmaterial, für einen Grundstock an Infrastrukturen für Besucheranlässe im Freien. Es dient der Gemeinschaft und des Austauschs der Vereinsmitglieder untereinander.

5. Schritte
Der Vorstand hat seine Idee ein erstes Mal am 4. Standbesuch vom 21. August 2022 dargelegt. Die Diskussion zeigte ein Wohlwollen an einem interessanten «neuen Ansatz», äusserte deutliche Bedenken und Respekt gegenüber der Grösse des Projekts, dem Lösen der Standortfrage, der finanziellen Frage und der Frage des Betriebs – ist ein solches Zentrum für unsern Verein tragbar, wie steht es mit der Kontinuität?

Das sind ganz zentrale Fragen, die zu klären sind.

Im Vordergrund steht als erstes die Standortfrage. Erst deren Beantwortung schafft die Voraussetzung für die weitere Planung. Ein nächster grosser Schritt wird danach die Mittelbeschaffung sein. Diese ist erst dann angezeigt, wenn ein überzeugend ausgearbeitetes Projekt vorliegt.
GV 2023 des Vereins vom 10. März 2023 – Vorstellen bisheriger Vorarbeiten, allenfalls Hinweise auf Standortmöglichkeiten und formelle Beschlussfassung des Vereins darüber, ob der Vorstand dieses Projekt prioritär verfolgen soll.

Anhang

Abbildung: Schaue- und Lehrbienenstand Kaltbrunn


Lehrbienenstand Kaltbrunn


Wildbienenstand Kalbrunn




Ausschnitt aus dem Lehrpfad des Bienenzentrums St. Gallen Mörschwil


Pavillon Schweizerkasten Lehrbienenstand St. Gallen Mörschwil


Pavillon Magazin Lehrbienenstand St. Gallen Mörschwil